Christoph zu Hohestete
"milites ad terminum"
Geboren wurde ich am morgen eines regnerischen
Oktobertages in Jahre 1171 unseres Herrn, als erster Sohn von
Willibald zu Eschlipp, Schmiedemeister
von Hermann II. dem Bischof des
Hochstifts Bamberg.
Die ersten Jahre meiner Jugend verbrachte ich sorglos auf dem
befestigten Anwesen meiner Großeltern in Hegelofuesten, bis zu jenem
Tag, als Otto II. (Otto VI. von Andechs) der neu geweihte Bischof
des Hochstifts Bamberg, meinem Vater in Anerkennung und Dankbarkeit
für seine Treue und früheren Verdienste das Lehen von Grub an der
Eische übertrug.
Die Jahre vergingen und ich erhielt von meinem Vater die ersten Übungsstunden mit dem
Waffen um
meine Grundfertigkeiten zu verbessern. Ende Mai 1189 brach ich als
Knappe meines Vater in der Nachhut des kaiserlichen Heeres zu meinem
ersten Kreuzzug auf. Nach endlosen Monaten und Strapazen erreichten
wir endlich Antiochia am Pharphar um hier nur zu erfahren, das der
Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Friedrich Barbarossa
umgekommen war. In tiefste Trauer und enttäuscht traten wir den
Heimweg an. Nicht einmal mehr der Priester konnte mir Trost in
seinen für den Kaiser abgehaltenen Messen spenden.
Während unserer Rückreise zerstritt ich mich mit meinem Vater, da
dieser behauptete es sei Gottes Wille gewesen, den von mir so
hochgeachteten Kaiser Barbarossa ertrinken zu lassen, als ihm die
Gnade zu erweisen und ihn in der Schlacht sterben zu lassen.
Somit war ich auf die Gnade des Bamberger Bischofs angewiesen,
welcher mich in seine Dienste nahm und im Jahre 1192 nach Rote in
die Freiung schickte, um dem Zorn meines Vaters wegen meines Ungehorsam
zu entkommen. Nach Zahlung des Freiungsguldens wurde ich in der
Stadtwache in der Waffenkunst ausgebildet
und bekam die Möglichkeit mich mit einer kleinen Einheit im Felde zu
beweisen. Aber Blut ist nun mal dicker als Wasser und der Zorn
meines Vater legt sich und so wurde ich bereits wieder nach einem
Jahr auf unser Lehen in Grub zurückbefohlen.
Bei einem Jagdausflug im Jahre 1206 konnte ich dem neuen und jungen
Bischof Eckbert Graf von Andechs und Meranien meine Treue und Tapferkeit
beweisen, in dem ich ihn vor einem heranstürmenden wilden Eber
beschützte, welcher ihm nach dem Leben getrachtet hatte. Aus
wirklicher Dankbarkeit nahm mich Graf Eckbert von Andechs und
Meranien als Vasall in seine Dienste und belehnte mir die Ortschaft
Hohestete an der Eische. Auf der alten Burg, die zum Schutz der Furt
erbaut wurde, sollte ich mich als neuer Kastellan verdienen.
Dort angekommen lernte ich Bruder Raimund zu Akkon kennen, welcher
als Templer der nahegelegenen , fast verfallenen Komturei als Komtur vorstand. Er
berichtetet mir auch, das Bruder Andreas bei einem Reitunfall uns
Leben gekommen sei. Er war es auch, der dem Bischof und Grafen
Eckbert glaubhaft davon überzeugte, das ich nichts mit dem Brand auf
der Burg zu Hohestete und den Überfällen auf seine Lehen zu tun
hatte. Selbst das mir übertragene Lehen wurde gründlich geplündert und
verwüstet, während ich mich auf dem Anwesen meiner Großeltern
aufgehalten habe. Ich glaube immer noch. dass es mein eigener Vater
war, der mich vor meinem Lehnsherrn demütigen will und mich in
Ungnade bringen will. Die einzige Gegenleistung die Bruder Raimund
für seinen Eid gegenüber dem Bischoff anerkannte, ist mein Gelübde für ein Jahr und einen Tag
dem Orden zu dienen. So
sollte es denn auch sein. Ich trat in den Orden der Armen
Ritterschaft Christi vom salomonischen Tempel als "milites ad terminum"
ein, wie Bruder Raimund es nannte.
Doch schon nach kurzer Zeit erkrankte Bruder Raimund an einem
starken Fieber und verstarb zu Allerheiligen im Jahre 1207.
Seine Letzten Worte wahren: Gott allein weiß was ich getan habe
und er wird mich dafür richten, für meine guten sowie für meine
bösen Taten.
Credo in unum Deum. Patrem omnipotentem, factorem
caeli et terræ, visibilium omnium et invisibilium. Et in unum
Dominum Jesum Christum, Filium Dei unigenitum .........
Mehr habe ich nicht verstanden, denn er
sprach nur noch in Latein weiter.
So sitze ich hier im verfallenen Hauptgebäude der Komturei und habe eine Antwort der Komturei zu Bamberg
erhalten,
welche ich über den Tod des alten Komturs unterrichtet habe. Ich
möge mich umgehend nach Akkon begeben um meinem Gelübde gegenüber
dem Orden zu erfüllen.
Aber etwas weckt gerade meine Neugierde: Dieser Lärm von fahrenden
Leuten vor der Komturei. Ich werde hinaus gehen und mir das genauer
anschauen, bevor ich mich auf die lange Reise nach Akkon begebe ....
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